1 - 2 | Die Invasion Kanaans |
3-16 | Die Herrschaft der Richter |
17-21 | Große Katastrophen |
Die Richter bilden die Brücke zwischen Josua, der Israel nach Kanaan führte, und den Königen Israels. Die Richter waren Menschen, die Gott (besonders in Notzeiten) berief und durch seinen Geist befähigte, das Volk politisch und militärisch zu führen. Es gab insgesamt 13 solcher Richter.
Im Buch Josua lernten wir, wie wir unter der Führung Gottes den geistlichen Kampf gewinnen können. Im Buch der Richter erfahren wir, wie wir durch Nachlässigkeit unser Erbteil wieder verlieren können.
1-2: Die Invasion Kanaans
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Im 1. Kapitel merkt der Leser schnell, wie die Kampfkraft des Volkes schwindet: Von „schlugen“ (1,5) und „eroberten“ (1,18) geht es über „vertrieben nicht“ (1,21) und „machte fronpflichtig“ (1,28) zu „wohnten mitten unter“ (1,33). In 1,34 heißt es sogar: „Die Amoriter drängten die Söhne Dans auf das Bergland zurück“. Das war nicht Gottes Plan!
Ri 2,2: „Ihr aber sollt mit den Einwohnern dieses Landes keinen Bund machen, sondern ihre Altäre niederreißen. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht! Warum habt ihr das getan?“
Weil das Volk diesem Auftrag untreu war, wird es in Kapitel 2 vom „Engel des Herrn“ getadelt. Das Volk weint daraufhin (2,4), aber die militärische Moral des Volkes sinkt nur noch weiter. Wie es zu diesem Kraftverlust kam, sehen wir am „zweiten Anfang“ des Buches (vgl. 1,1 mit 2,6). Dort findet sich das Prinzip des geistlichen Niedergangs: Es ist das Prinzip der ersten, zweiten und dritten Generation.
Ri 2,7: „Und das Volk diente dem HERRN, solange Josua lebte und solange die Ältesten da waren, die Josua überlebten, welche alle die großen Werke des HERRN gesehen hatten, die er an Israel getan hatte.“
Leider wiederholt sich dieses Prinzip auch in unserer Zeit immer wieder: Die erste Generation hat die Taten des Herrn gesehen, die zweite Generation hat den Kampf der Eltern gesehen, die dritte Generation hat es gehört, aber ihr fehlt die Kraft und die Lust, weil sie „den Herrn nicht kannte, noch die Werke, die er an Israel getan hatte“ (2,10).
Das Buch der Richter führt uns immer wieder den Kreislauf der Sünde vor Augen. Die Sünde des Volkes (2,11) führt zum Gericht Gottes (2,14). Das Gericht führt nach einiger Zeit zur Umkehr des Volkes (2,18b). Daraufhin vergibt Gott seinem Volk und rettet es aus der Not (2,18a).
1. Sünde
2. Gericht
3. Buße
4. Rettung / Vergebung
Die Berichte der Richter sind wiederkehrende Beispiele für dieses Prinzip. Immer wieder lesen wir „Die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn“ (2,11) und „da entbrannte der Zorn des Herrn“ (2,14).
3-12: Die Herrschaft der Richter (Teil 1)
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Otniel (1)
Von Kapitel 3 bis 16 wird von den 12 Richtern berichtet. Dabei zeigt sich wiederholt der Kreislauf der Sünde. Es beginnt mit der Vermischung des Volkes Israel mit den Kanaanitern (3,6). „Da entbrannte der Zorn des Herrn über Israel“ und er führt sein Volk in die Knechtschaft (3,8). Nach acht Jahren schreit das Volk zu Gott um Rettung, woraufhin Gott den ersten Richter Otniel erweckt und mit seinem Geist ausstattet. Otniel befreit Israel aus der Knechtschaft und schenkt dem Volk 40 Jahre Ruhe (3,7-11).
Ehud (2), Schamgar (3)
Aber „die Kinder Israels taten wieder, was böse war in den Augen des Herrn“ (3,12). Wieder schickt Gott sein Volk in die Knechtschaft. Diesmal müssen sie 18 Jahre lang den Moabitern dienen. Als das Volk am Ende dieser Zeit zum Herrn schreit, erweckt Gott den zweiten Richter: Ehud. Dieser tötet zuerst den König der Moabiter und besiegt dann die Moabiter militärisch. Diesmal erlebt Israel 80 Jahre Ruhe (3,12-30).
Als dritten Richter erweckt Gott Schamgar (3,31). Er schlägt die Philister mit einem „Rinderstachel“ (einem scharfen, spitzen Werkzeug, um Ochsen anzutreiben).
Debora (4), Gideon (5)
Kapitel 4 berichtet von der Richterin Debora. Sie erscheint, nachdem die Kinder Israels „wieder taten, was böse war in den Augen des Herrn“ (4,1). Der Herr muss sie für zwanzig Jahre in die Knechtschaft des Königs von Hazor schicken, bis sie wieder zu ihm umkehren. Debora beauftragt nun Barak, nach Norden zu ziehen und Siseras Heer anzugreifen. Barak erringt einen großen Sieg, doch dem gegnerischen Heerführer Sisera gelingt die Flucht. Sisera flieht in das Zelt von Jael, der Frau Hebers, weil er glaubt, sie sei auf seiner Seite. Wie hat er sich da geirrt! Jael bittet Sisera zuerst, bei ihr zu bleiben und sich auszuruhen. Doch als Sisera eingeschlafen ist, nimmt Jael einen Zeltpflock und rammt ihn Sisera durch die Schläfe, so dass er auf der Stelle stirbt. Durch diesen Sieg verschafft Debora den Israeliten 40 Jahre Ruhe (5,31). Kapitel 5 enthält das Lied, das zu Ehren dieses Sieges gedichtet wurde. Ganz am Ende dieses Liedes heißt es:
Ri 5,31: „Die aber Ihn lieben, sollen sein wie die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer Macht!“
Doch im nächsten Kapitel müssen wir wieder lesen, dass Israel tut, „was böse ist in den Augen des Herrn“ (6,1). Diesmal lässt Gott sie sieben Jahre lang von den Midianitern unterdrücken. Die Unterdrückung ist besonders hart, weil die Midianiter immer wieder ins Land einfallen, die Ernte vernichten und das Vieh mitnehmen. Am Ende dieser Zeit kehrt das Volk zu Gott zurück (6,7). Durch den „Engel des Herrn“ beruft Gott Gideon: „Du sollst Israel aus der Hand der Midianiter erretten!“ (6,14).
Aber Gideon ist noch jung und unsicher. Wie alle Israeliten fragt er sich, warum Gott keine Wunder mehr tut. Hat Gott sein Volk im Stich gelassen (6,13)? Zu diesem Zeitpunkt weiß Gideon noch nicht, welche zwei großen Taten Gott durch ihn vollbringen wird. Die erste Tat wird in seinem Dorf geschehen, die zweite im Lager der Midianiter. Vor beiden Taten gibt Gott Gideon ein deutliches Zeichen, um ihn zu ermutigen. Vom ersten Zeichen lesen wir, als Gideon dem Herrn ein Opfer bereitet.
Ri 6,21: „Da streckte der Engel des HERRN die Spitze des Stabes aus, den er in der Hand hatte, und berührte damit das Fleisch und das ungesäuerte Brot. Da stieg Feuer auf von dem Felsen und verzehrte das Fleisch und das Ungesäuerte. Und der Engel des HERRN verschwand vor seinen Augen.“
Nun fordert Gott Gideon auf, den Altar des Baal seines Vaters und das Aschera-Standbild niederzureißen (6,25). Aus Furcht vor den Leuten der Stadt tut er dies bei Nacht. Als die Leute am nächsten Morgen das Ergebnis sehen, wollen sie Gideon töten. Doch sein Vater (der offenbar auch ein Anhänger Baals ist) rettet ihn durch eine weise Aussage:
Ri 6,31: „Ist [Baal] Gott, so soll er einen Rechtsstreit für sich selbst führen, weil sein Altar niedergerissen ist!“
Dann gibt Gott Gideon den Auftrag, Israel aus der Hand der Midianiter zu befreien. Wieder ist Gideon völlig überfordert, wird aber durch ein zweites Zeichen Gottes gestärkt.
Ri 6,37: „Siehe, so will ich ein Wollvlies auf die Tenne legen. Wenn der Tau nur auf dem Vlies sein, der ganze Boden ringsum aber trocken bleiben wird, so werde ich erkennen, dass du Israel durch meine Hand erretten wirst, wie du gesagt hast.“
Ri 6,39: „Dein Zorn entbrenne nicht gegen mich, dass ich nur noch einmal rede; (…) Das Vlies allein soll trocken bleiben und Tau liegen auf dem ganzen übrigen Boden!“
Gott erhört beide Bitten, und so macht sich Gideon mit dem ganzen Volk auf den Weg, dem Heerlager der Midianiter entgegen. Von der Reduzierung des Heeres von 32.000 auf 300 Mann haben wir in der Einleitung gelesen. Diese 300 Mann teilt Gideon in drei Abteilungen, stellt sie an den Rand des Heerlagers und gibt ihnen Schopharhörner, leere Krüge und brennende Fackeln in die Hand. Mitten in der Nacht „stießen alle drei Abteilungen in die Hörner und zerbrachen die Krüge“, bleiben aber an ihrem Platz stehen (7,20). In diesem Augenblick geht Gott selbst durch das Lager der Midianiter und richtet Schwert gegen Schwert, bis fast niemand mehr übrig ist.