1 | Naomi in Moab |
2 | Ruth auf Boas Feldern |
3 | Auf der Tenne |
4 | Boas im Stadttor |
Das Buch Ruth steht in unserer Bibel direkt hinter dem Buch Richter. Es ist gewissermaßen ein „dritter Anhang“ zum Buch Richter (nach den beiden Anhängen in den Kapiteln 17-21). Die Geschichte von Ruth spielt zur Zeit der Richter (Vers 1). Es war eine Zeit ohne (geistliche) Führung. Jeder tat, „was Recht war in seinen Augen“.
Auch in den schlimmsten Zeiten ist Gott am Werk. Trotz und teilweise sogar durch die Sünden seines Volkes kann und wird er zu seiner Ehre handeln. Dieser Grundsatz gilt sowohl für sein Volk als Ganzes als auch für jeden einzelnen Gläubigen. Denn auch in einer Zeit des Abfalls gibt es noch Glauben und Gehorsam. Gott bewahrt sich immer einen Überrest!
Neben Ruth wird uns Boas als zweite Hauptperson des Buches vorgestellt. Boas ist ein Typus auf Christus. Er wird für Ruth zum (Er)-Löser, weil er ihr Blutsverwandter ist. Diese Geschichte kündigt das Kommen Jesu als Erlöser aller Gläubigen an (1Pt 1,18-19).
Das Buch Ruth wird oft als „dritter Anhang“ zum Buch Richter bezeichnet. Es spielt in der Zeit der Richter, zeigt aber - im Gegensatz zu den ersten beiden Anhängen - eine positive Begebenheit aus dieser Zeit. Offenbar gab es noch Menschen, die sich an das Gesetz Moses hielten. Mit ihnen wirkte Gott im Verborgenen.
Das Elend von Naomi (Verse 1-5)
Die ersten fünf Verse sind die Vorgeschichte. In der Zeit der Richter schickt Gott eine Hungersnot, um sein Volk zu züchtigen. Statt zu bleiben und auf Gott zu vertrauen, zieht Elimelech mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen nach Moab (ein heidnisches Land mit fremden Göttern). Zuerst starb Elimelech. Dann nahmen sich die beiden Söhne moabitische Frauen. Dann starben beide Söhne kinderlos. Sowohl der Tod des Vaters als auch der Tod der beiden Söhne ist als Gericht Gottes zu deuten.
Naomis Rückkehr nach Bethlehem (Verse 6-18)
In dieser Situation lässt Gott Naomi das Gerücht hören, dass es in Bethlehem wieder Brot gibt. Sie beschließt, nach Juda zurückzukehren. Begleitet wird sie von ihren beiden Schwiegertöchtern Orpa und Ruth. Unterwegs versucht Naomi, ihre Schwiegertöchter davon abzuhalten, mit ihr nach Israel zu gehen. Während Orpa sich von ihr verabschiedet, um in Moab zu bleiben, beschließt Ruth, mit Naomi zu gehen. Orpa entscheidet sich verstandesmäßig, Ruth geistlich.
Ruth 1,16-17: „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen.“
„Wo du bleibst, da will auch ich bleiben.“
„Dein Volk ist mein Volk.“
„Dein Gott ist mein Gott.“
„Wo du stirbst, da sterbe auch ich.“
Der 21. Vers ist bemerkenswert. Denn erst in Bethlehem erkennt Naomi, wie voll sie gegangen und wie leer sie zurückgekehrt ist.
Ruth 1,21a: „Voll zog ich aus, aber leer hat mich der HERR wieder heimgebracht.“
Ruth 2: Ruth auf Boas Feldern
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Naomi und Ruth kommen zur Zeit der Gerstenernte nach Bethlehem. Ruth beschließt, zu den Gerstenfeldern zu gehen, um etwas von der Nachlese einzusammeln.
In diesem Kapitel wird uns Boas vorgestellt. Er segnet seine Knechte, gibt ihnen Anweisungen, wacht über alles und bemerkt die arme Ährenleserin Ruth. Boas erweist ihr Gnade, obwohl sie eine Moabiterin ist. Mehr noch: Er spricht zu ihrem Herzen und tröstet sie. Mit diesen Taten ist Boas ein klares Vorbild des Herrn Jesus. Ruth fragt vorsichtig:
Ruth 2,10: „Warum habe ich vor deinen Augen Gnade gefunden, dass du dich um mich kümmerst, da ich doch eine Fremde bin?“
Boas, der Ruths Herkunft bereits kennt, antwortet ihr:
Ruth 2,12: „Der HERR vergelte dir deine Tat, und dir werde voller Lohn zuteil von dem HERRN, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, um Zuflucht zu suchen unter seinen Flügeln!“
In Vers 20 erwähnt Naomi, dass Boas „zu unseren Lösern gehört“. Wenn eine Frau verwitwet war und keine Nachkommen hatte, war es die Aufgabe des Lösers, diese Frau zu heiraten und für Nachkommen zu sorgen. So blieb das Familienerbe erhalten und fiel nicht einem anderen zu.
Naomi bemüht sich, einen neuen Mann für Ruth zu finden. Sie gibt ihr genaue Anweisungen, wie sie mit Boas, dem Löser, verfahren soll.
Ruth 3,3-4: „So bade dich nun und salbe dich und lege deine Kleider an und geh zur Tenne hinab; aber lass dich von dem Mann nicht bemerken, bis er fertig ist mit Essen und Trinken! 4 Wenn er sich dann schlafen legt, so achte auf den Ort, wo er sich niederlegt, und geh hin und hebe die Decke zu seinen Füßen auf und lege dich dort hin; und er wird dir sagen, was du tun sollst.“
Ruth befolgt die Anweisungen ihrer Schwiegermutter und erhält von Boas ein weiteres Wort des Segens:
Ruth 3,10: „Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast jetzt noch edler gehandelt als zuvor.“
Es gibt eine Zeit zum Handeln und eine Zeit zum Warten. Nach Ruths Handlung auf der Tenne ist nun Boas am Zug, der sich gleich am nächsten Tag auf den Weg macht, um das weitere Vorgehen zu klären. Für Ruth gilt nun, was Naomi gesagt hat:
Ruth 3,18: „Bleibe still, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache ausgeht; denn der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache noch heute zu Ende geführt hat!“
Boas geht zum Stadttor von Bethlehem. Dort ist ein anderer Löser, der näher verwandt ist. Boas ruft zehn Männer von den Ältesten herbei und bietet dem anderen Löser den Vortritt an. Als dieser ablehnt, wendet sich Boas an die Ältesten.
Ruth 4,9-10: „Ihr seid heute Zeugen, dass ich aus der Hand Naemis alles erworben habe, was Elimelech, und alles, was Kiljon und Machlon gehörte. 10 Dazu habe ich mir Ruth, die Moabiterin, die Frau Machlons, zur Ehefrau erworben, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbteil wieder aufzurichten (…)“
Und so nahm Boas Ruth, und sie wurde seine Frau. Der Herr schenkte ihr, dass sie einen Sohn gebar: Obed. Obed ist der Großvater des berühmten Königs David. Auf diese Weise kam Ruth nicht nur in die Liste der Vorfahren König Davids, sondern auch in die Liste der Vorfahren Jesu Christi.
Was können wir von Ruth lernen?
- Gott kommt trotz unserer Sünde (und manchmal sogar durch unsere Sünde) zu seinem Ziel.
- Gott hat auch mit dir gute Absichten. Egal, wo du bist und in welcher Situation du dich befindest. Das Buch Ruth will dir in jeder Situation Hoffnung geben.