Kapitel | Inhalt |
1–6 | Das Zeugnis Daniels und seiner Gefährten |
7–12 | Daniels Visionen über die zukünftige Weltgeschichte |
Wichtige Personen |
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Daniel | Auch Beltsazar genannt; jüdischer Gefangener, der ein Berater des Königs wurde.
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Nebukad-nezar | Mächtiger König von Babylon; er führte Daniel und andere Juden in die Gefangenschaft.
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Sadrach Mesach Abednego | Die drei Freunde Daniels. Ihre ursprünglichen Namen waren Hananja, Misael und Asarja. Sie wurden mit Daniel nach Babylon deportiert. Gott hat sie aus dem Feuerofen gerettet.
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Belsazar | Nebukadnezars Enkel und Nachfolger als König von Babylon. |
Darius | Persischer Nachfolger Belsazars als Herrscher über Babylon. Durch List bewegten seine Berater ihn dazu, Daniel in die Löwengrube werfen zu lassen. |
Das Buch Daniel („Gott ist mein Richter“) nimmt unter den prophetischen Büchern des Alten Testaments eine Sonderstellung ein, ebenso wie die Offenbarung im Neuen Testament. Beide Bücher gehören zur apokalyptischen Literatur und reichen mit ihren Visionen bis ans Ende unserer Zeit.
Das Buch beginnt im Jahr 605 v. Chr. mit der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier. Der Bericht reicht bis zur Eroberung Babylons durch die Meder und Perser. Daniel wurde im Alter von 15 bis 20 Jahren nach Babylon verschleppt und stieg dort durch Gottes Vorsehung zu einem der höchsten Hofbeamten des babylonischen Reiches auf.
1–6: Das Zeugnis Daniels und seiner Gefährten |
Kapitel 1: Vorbereitung von Daniel und seinen drei Freunden
Das erste Kapitel beginnt mit der Belagerung und Eroberung Jerusalems. Es erzählt von der Gefangennahme des jungen Propheten Daniel und seiner Freunde Hananja, Misael und Asarja sowie von ihrem neuen Leben am Hof Nebukadnezars von Babylon.
In diesem Kapitel greift Gott auf zweifache Weise zugunsten Daniels und seiner Freunde ein. Erstens bewirkt er im Herzen des Aspenas, dass dieser ihnen wohlgesonnen ist. Zweitens lässt er die vier Jünglinge so gut aussehen, dass die Änderung ihrer Ernährung gerechtfertigt ist.
Dan 1,17: „Und Gott gab diesen vier jungen Männern Kenntnis und Verständnis für alle Schrift und Weisheit; Daniel aber machte er verständig in allen Gesichten und Träumen.“
Kapitel 2: Der erste Traum Nebukadnezars – Das große Standbild
In diesem Kapitel wird von einem Traum Nebukadnezars berichtet, den er in seinem zweitem Regierungsjahr hatte. Er sieht darin die Abfolge der heidnischen Mächte in Form eines großen Standbildes. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht wird die Statue an ihren Füßen von einem Stein getroffen und stürzt zusammen. Der Stein wird anschließend zu einem großen Berg und nimmt die ganze Erde ein.
Dan 2,32–35: „Das Haupt dieses Bildes war aus gediegenem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Erz, 33 seine Oberschenkel aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton. 34 Du sahst zu, bis sich ein Stein losriss ohne Zutun von Menschenhänden und das Bild an seinen Füßen traf, die aus Eisen und Ton waren, und sie zermalmte. 35 (…) Der Stein aber, der das Bild zertrümmert hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.“
Das Bild stellte die vier heidnischen Weltreiche dar, die über das Volk der Juden herrschen würden. Nebukadnezar, ein absoluter Monarch (Babylon), war das Haupt aus Gold (2,38). Die Arme aus Silber stellten die Meder und Perser dar. Griechenland, das dritte Reich, war der Bauch und die Lenden aus Bronze. Das Römische Reich waren die beiden Beine aus Eisen (östliches und westliches Reich). Die Füße aus Eisen und Ton sind ein Bild des wiederbelebten Römischen Reiches.
Dabei ist der abnehmende Wert der Metalle und ihre zunehmende Härte (mit Ausnahme der Zehen aus Eisen und lehmigem Ton) zu beachten. Auffällig ist zudem, dass der Mensch seine Reiche durch wertvolle Metalle darstellt, während Gott diese Reiche als Raubtiere beschreibt (Kapitel 7). Jesus Christus ist der Stein, der nicht durch Hände losgebrochen wurde. Er wird die vier Reiche zerstören und über die ganze Erde herrschen. Sein Reich wird in Ewigkeit bestehen.
Daniel sieht auf sein Gebet hin die Vision des Königs und kann dem König anschließend auch die Deutung verkünden.
Kapitel 3: Das goldene Standbild und die wunderbare Errettung
War es die Erinnerung an seinen Traum, die Nebukadnezar dazu veranlasste, in seinem Hochmut eine riesige goldene Statue zu errichten? Der König wollte die Anbetung seiner eigenen Person im Bild der Statue erzwingen. Damit erinnert uns diese Statue an das Bild des Tieres aus Off 13.
Off 13,15: „Und es wurde [dem Tier] gegeben, dem Bild des Tieres einen Geist zu verleihen, sodass das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten.“
Daniels Freunde verweigern jedoch die Anbetung des Standbildes. In dieser Hinsicht versinnbildlichen sie den gläubigen Überrest der Christenheit, der es in der Endzeit ebenfalls verweigern wird, das Bild des Tieres anzubeten. Nebukadnezar ließ die drei Freunde Daniels in den Feuerofen werfen. Doch im Feuerofen erleiden die drei nicht nur keinen Schaden, sondern sie haben auch eine wunderbare Begegnung mit dem „Sohn der Götter“, dem Herrn Jesus Christus (3,25).
Dan 3,25: „Siehe, ich sehe vier Männer mitten im Feuer frei umherwandeln, und es ist keine Verletzung an ihnen; und die Gestalt des vierten gleicht einem Sohn der Götter!“
Nebukadnezar muss lernen, dass der Gott des Himmels auch im Reich Nebukadnezars die Schutzgewalt über sein gläubiges Volk ausübt. Obwohl Christen auch in das Feuer der Versuchung und sogar auf den Scheiterhaufen geraten können, sind sie dennoch in Ewigkeit siegreich – und sei es durch den Tod hindurch.
Kapitel 4: Zweiter Traum Nebukadnezars – Der große Baum
In diesem Kapitel erzählt Nebukadnezar von seinem zweiten Traum.
Dan 4,7+9+11+12: „Ich schaute, und siehe, es stand ein Baum mitten auf der Erde, und seine Höhe war gewaltig. 9 Sein Laub war schön und seine Frucht reichlich, und Nahrung für alle fand sich an ihm; unter ihm suchten die Tiere des Feldes Schatten, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen, und von ihm nährte sich alles Fleisch. 11 und [ein heiliger Wächter] rief mit gewaltiger Stimme und sprach: Haut den Baum um und schlagt seine Äste ab! Streift sein Laub ab und zerstreut seine Früchte; die Tiere unter ihm sollen wegfliehen und die Vögel von seinen Zweigen! 12 Aber seinen Wurzelstock sollt ihr in der Erde lassen, (…).“
Daniel deutet dem König den Traum. Gottes Langmut gewährt ihm noch zwölf Monate, um mit seinen Sünden zu brechen. Doch anschließend kommt es genauso, wie der Prophet es gesagt hat. Die mächtigste Person der Erde verliert den Verstand und wird für sieben Jahre auf die Stufe eines unvernünftigen Tieres erniedrigt. Erst als er lernte, seine Augen zum Himmel zu erheben, wurde er wiederhergestellt.
Der große Baum stellt auch die Welt im Allgemeinen dar. Hochmütig und blühend steht er da, um alle Bedürfnisse und Lüste der Menschheit zu stillen. Die Welt vergisst jedoch, dass „der Höchste“ herrscht (4,21). Darum wird das Gericht über sie kommen.
Dan 4,31b: „Da lobte ich den Höchsten und pries und verherrlichte den, der ewig lebt, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht währt.“
Kapitel 5: Das Gericht Gottes über König Belsazar
Daniel steht dem König Belsazar gegenüber, der ein Enkel Nebukadnezars ist. Es ist die letzte Nacht in Belsazars Leben und er weiß, dass es mit Babylon zu Ende geht. In dieser Situation lässt er ein letztes Mal die goldenen Gefäße aus dem Tempel in Jerusalem herbeibringen, um mit ihnen ein Trinkgelage zu veranstalten.
Dan 5,5+25: „Im selben Augenblick erschienen Finger einer Menschenhand, die schrieben gegenüber dem Leuchter auf die getünchte Wand des königlichen Palastes; und der König sah die schreibende Hand. 25 So lautet aber die Schrift, die geschrieben steht: »Mene, mene, tekel upharsin!«“
Belsazar ist erschrocken und will sich die Schrift von seinen Wahrsagern deuten lassen. Offenbar kennt er den Propheten Daniel nicht, weshalb er von seiner Mutter an ihn erinnert werden muss (5,11). Daniel hat diesem unbedeutenden Vasallen nicht viel zu sagen.
Dan 5,26–28: „»Mene« bedeutet: Gott hat die Tage deines Königtums gezählt und ihm ein Ende bereitet! 27 »Tekel« bedeutet: Du bist auf einer Waage gewogen und zu leicht erfunden worden! 28 »Peres« bedeutet: Dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben werden!“
In derselben Nacht ging das Reich der Babylonier unter, die Stadt wurde von den Medern und Persern erobert und Belsazar wurde getötet.
Kapitel 6: Daniel in der Löwengrube
Das Reich des „Hauptes von Gold“ fand in einer einzigen Nacht sein Ende. Daniel erlebte dessen Anfänge mit und war 70 Jahre später auch bei seinem Fall zugegen. Mit derselben Gewissenhaftigkeit, mit der er unter dem eingebildeten Nebukadnezar und dem weltlichen Belsazar gedient hatte, diente er nun dem schwachen Darius. Diese Treue brachte ihm das Vertrauen des Königs ein – und den Neid seiner Kollegen. Durch eine Verschwörung bringen sie den König dazu, einen unwiderruflichen Beschluss zu unterschreiben.
Dan 6,8b: „(…) Jeder, der innerhalb von 30 Tagen irgendeine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen richtet, außer an dich allein, o König, soll in die Löwengrube geworfen werden.“
Daniel konnte sich diesem ungerechten Beschluss nicht unterwerfen. Deshalb fiel er weiterhin dreimal am Tag vor Gott auf die Knie (6,11). Sofort stürmten die Männer auf ihn ein und brachten ihn vor den König. Dieser kann nicht anders, als Daniel in die Löwengrube zu werfen. Doch in der Löwengrube wiederholt sich das Wunder des Feuerofens aus Kapitel 3: Gottes allmächtige Hand bewahrt den alten Propheten und verschließt die Rachen der hungrigen Löwen (6,23).