Kapitel | Inhalt |
1–3 | König Xerxes ernennt Esther zur Königin der Meder und Perser. |
4–6 | Königin Esther und die Juden fasten und beten um Befreiung. |
7–10 | Königin Esther bringt Haman zu Fall und rettet die Juden. |
Wichtige Personen |
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Esther | Sie ersetzte Vasti als Königin Persiens. Sie rettete die Juden vor Hamans bösem Plan. |
Mordechai | Er adoptierte Esther und zog sie groß. Esthers Berater, als sie Königin war. |
König Xerxes I | König von Persien. Er heiratete Esther und machte sie zur Königin.
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Haman | Oberster Fürst unter Xerxes, wollte die Juden ausrotten. |
Der Name Esther bedeutet „Stern“. Ihr jüdischer Name war Hadassa. Das bedeutet „Myrte“. Wenn wir das Buch Esra betrachten, lebte Esther zwischen Esra 6 und Esra 7. Die erste Rückkehr nach der 70-jährigen Gefangenschaft unter Serubbabel und Josua war bereits erfolgt, während die zweite Rückkehr nach Jerusalem unter Esra und Nehemia noch bevorstand. Durch Esthers mutige Rettungsaktion angespornt, fassten etliche Juden Mut und kehrten nach Jerusalem zurück.
Nur zwei alttestamentliche Bücher werden mit Frauennamen bezeichnet: Ruth und Esther. Beide Frauen spielen in den entsprechenden Büchern eine zentrale Rolle.
Im Buch Esther kommt der Name Gottes, „Jahwe“, bzw. das Wort „Gott“ nicht vor. Dennoch erfahren wir, dass Gott die Geschichte seines Volkes stets im Griff hat. Unsichtbar im Hintergrund sorgte er dafür, dass sein ungehorsames Volk am Leben blieb. Nach der babylonischen Gefangenschaft durften die Juden unter König Kyrus nach Jerusalem zurückkehren. Doch viele wollten nicht. Genau diese Juden wollte der Fürst Haman töten.
1–3: König Xerxes ernennt Esther zur Königin der Meder und Perser |
Das erste Kapitel beginnt mit einem großen Fest. Im dritten Jahr seiner Regierung veranstaltete Ahasveros, der König des Perserreichs, ein 180 Tage langes Festmahl, bei dem er „den Reichtum der Herrlichkeit seines Königreichs“ zur Schau stellte.
Während des Festes sollte die Königin Vasti vor das Volk treten, um ihre Schönheit zu zeigen. Doch sie verweigerte den Befehl (1,12). Der König war sich seiner Vorbildfunktion bewusst und handelte konsequent. Er setzte Vasti auf der Stelle ab und suchte eine neue Königin für Persien.
Durch göttliche Fügung gelangte Esther an den Hof des Königs und in die Obhut Hegais, des königlichen Kämmerers (2,3). Esther war Jüdin, gab jedoch auf Anraten ihres Pflegevaters Mordechai am Hof ihre jüdische Herkunft nicht an. Bereits hier wird deutlich, dass Gott im Buch Esther nicht durch Worte, sondern durch Umstände wirkt.
Esther 2,17: „Und der König gewann Esther lieber als alle anderen Frauen, und sie fand Gnade und Gunst vor ihm, mehr als alle Jungfrauen; und er setzte die königliche Krone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Vastis Stelle.“
In den Versen 19 bis 23 finden wir ein weiteres Detail, das später noch von Bedeutung sein wird. Mordechai war als Beamter am Hof des Königs tätig. Während seines Dienstes erfuhr er von einem geplanten Attentat gegen den König. Er meldete dies sofort dem König, sodass das Attentat vereitelt werden konnte.
In Kapitel 3 steht der Agagiter Haman im Vordergrund. Aus einem uns nicht bekannten Grund wurde er vom König über alle Fürsten erhoben. Als Zweiter im Königreich mussten sich alle Fürsten vor ihm niederwerfen, doch Mordechai weigerte sich. Als Jude sah er es als Götzendienst an, vor jemand anderem als seinem Gott anbetend niederzufallen. Voller Hochmut und Zorn hatte Haman nur eins im Kopf: Nicht nur Mordechai, sondern sein ganzes Volk sollte sterben.
Esther 3,6: „Es war ihm zu wenig, an Mordechai allein Hand zu legen; sondern weil man ihm das Volk Mordechais genannt hatte, trachtete Haman danach, alle Juden im ganzen Königreich des Ahasveros, das Volk Mordechais, zu vertilgen.“
Der König, der nichts von Esthers Herkunft wusste, stimmte dem Vorhaben zu. Sofort ließ Haman Briefe in alle Provinzen des Reiches schicken, in denen er anordnete, alle Juden „an einem Tag, nämlich am dreizehnten des zwölften Monats zu vertilgen, zu erschlagen und umzubringen“ (3,13).
4–6: Königin Esther und die Juden fasten und beten um Befreiung |
Im ganzen Land trauerten und fasteten die Juden (4,3). Als Königin Esther schließlich von diesem Vorhaben erfuhr, plante sie gemeinsam mit Mordechai einen Besuch beim König. Esther hatte zunächst Angst, ungerufen vor dem König zu erscheinen.
Esther 4,11: „Alle Knechte des Königs und die Leute in den königlichen Provinzen wissen, dass, wer irgend in den inneren Hof zum König hineingeht, es sei Mann oder Frau, ohne gerufen zu sein, nach dem gleichen Gesetz sterben muss, es sei denn, dass ihm der König das goldene Zepter entgegenstreckt, damit er am Leben bleibe.“
Mordechai setzte seine Pflegetochter jedoch unter Druck:
Esther 4,13–14: „Denke nicht in deinem Herzen, dass du vor allen Juden entkommen würdest, weil du im Haus des Königs bist! 14 Denn wenn du jetzt schweigst, so wird von einer anderen Seite her Befreiung und Rettung für die Juden kommen, du aber und das Haus deines Vaters werden untergehen. Und wer weiß, ob du nicht gerade wegen einer Zeit wie dieser zum Königtum gekommen bist?“
Esther stimmt dem Plan Mordechais schließlich zu, jedoch unter einer Bedingung. Mordechai soll alle Juden der Stadt versammeln und mit ihnen drei Tage lang fasten. Esther will mit ihren Mägden ebenso handeln. Am dritten Tag riskiert Esther schließlich ihr Leben, indem sie in den „inneren Hof am Haus des Königs“ tritt (5,1). Tatsächlich findet sie beim König Gnade und darf vor ihn treten. Auf die Frage des Königs, was ihr Wunsch sei, antwortet Esther überraschend:
Esther 5,4: „Wenn es dem König gefällt, so komme der König heute mit Haman zu dem Mahl, das ich ihm zubereitet habe!“
Der König und Haman nehmen an dem Mahl teil und lassen sich sogar zu einem weiteren Mahl am Folgetag einladen. Davon lesen wir in Kapitel 7. Weshalb hat Esther ihre eigentliche Bitte zweimal verschoben? Hier gehen die Meinungen auseinander:
- Vielleicht brauchte sie Zeit, um die Zuneigung des Königs wiederzuerlangen.
- Vielleicht fehlte ihr beide Male der Mut.
- Oder sie wollte Hamans Stolz anstacheln, damit er alle Vorsicht fallen ließ und sich als boshafter Mörder offenbarte.
Nach dem ersten Mahl machte sich Haman fröhlich auf den Weg nach Hause. Doch als er im Tor Mordechai sah, der ihm keine Ehre erwies, schlug seine Freude in Wut um. Seine Frau Seres riet ihm, im Garten einen 25 Meter hohen Galgen zu errichten und Mordechai am nächsten Tag daran aufzuhängen (5,14).
Doch in derselben Nacht konnte der König nicht schlafen. Er ließ sich aus dem Buch der Denkwürdigkeiten vorlesen (6,1). Durch Gottes Führung wurde genau die Stelle vorgelesen, in der berichtet wurde, wie Mordechai die beiden Kämmerer angezeigt hatte, die das Attentat gegen den König geplant hatten. Auf die Frage, welche Ehre ihm für diese Tat zuteil geworden war, antworteten die Kämmerer: „Man hat ihm gar nichts gegeben“ (5,3).
Am nächsten Morgen lenkte Gott es so, dass Haman in das Tor des Königs kam, um den König zu bitten, Mordechai an seinen neuen Galgen zu hängen. Doch bevor Haman seine Bitte vorbringen kann, stellt der König selbst eine Frage:
Esther 6,6: „Was soll man mit dem Mann machen, den der König gern ehren möchte?“
Der hochmütige Haman geht natürlich davon aus, dass die Rede von ihm handelt, und schildert seine Wunschvorstellung davon, wie er vor den Bürgern der Stadt geehrt werden möchte. Doch nun folgt die Wendung in Hamans Leben – von nun an geht es schnell bergab. Zunächst erhält Haman vom König den Auftrag, genau diese Ehre Mordechai zuteilwerden zu lassen. Anstatt ihn aufzuhängen, muss Haman Mordechai nun auf dem Pferd des Königs durch die Stadt führen und vor ihm ausrufen: „So macht man es mit dem Mann, den der König gern ehren möchte“ (6,11).
Völlig zerstört kehrt Haman nach Hause zurück und erzählt seiner Frau von den Vorkommnissen. Ohne Mordechai näher zu kennen, macht sie eine erstaunliche prophetische Aussage:
Esther 6,13: „Wenn Mordechai, vor dem du zu fallen begonnen hast, vom Samen der Juden ist, so kannst du nichts gegen ihn ausrichten, sondern du wirst gänzlich vor ihm fallen!“